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Bahnhof Lette
Eisenbahnmuseum
Eisenbahnmuseum
Am 03.11.2024 um 14:00 eröffnet im Eisenbahnmuseum Lette die neue Jahresausstellung "150 Jahre Dortmund-Gronau-Enscheder Eisenbahn"
„Ich komme!“ Die historische Postkarte (Slg. Dr. D. Hörnemann) zeigt eine preußische Personenzuglok mit Abteilwagen, wie sie früher durch Lette und Coesfeld gefahren ist.
Nach dem von Deutschland gewonnenen Kriege 1870/71 tauchten überall Bahnbauprojekte auf, darunter auch eines, das sich die Abfuhr von Kohle aus dem Ruhrgebiet nach Holland zur Aufgabe stellte. Die Strecke Dortmund-Gronau-Enschede bildete den kürzesten Weg für Kohlentransporte nach der Textilindustrie des nordwestlichen Westfalen und nach Holland. Die Dortmund-Gronau-Enscheder Eisenbahn-Gesellschaft (Konzessionierung 1872) begann 1874 nach langwieriger Projektierung und Sicherstellung der Finanzen (die Strecke Dortmund - Enschede sollte am Ende ca. 7 Millionen Taler kosten) mit dem Bau einer Bahnstrecke von Dortmund über Gronau bis Enschede. Das Teilstück Dülmen-Ost über Merfeld und Lette nach Coesfeld wurde am 01. August 1875 fertiggestellt. Die Gesamtstrecke war ab 30. September 1875 befahrbar. Sie hatte eine Gesamtlänge von 98,90 km. Die Dortmund-Gronau-Enscheder-Eisenbahn besaß 1880 102 km Baulänge mit einem Anlagekapital von 18.106.089 Mark (176.974 Mark pro km Bahnlänge). Als Betriebsmittel standen 11 Lokomotiven, 562 Güterwagen und 20 Personenwagen zur Verfügung. Der Maschinenpark bestand 1903 aus 26 Lokomotiven (1'B-Loks für den Personenverkehr und C-Kupplern für den Güterverkehr), die dann von preußischen Loktypen abgelöst wurden (P4, G3, G4), und immerhin 3.866 Wagen. Die DGEE beschaffte zwischen 1879 und 1900 8 C-Loks mit Tender (Höchstgeschwindigkeit 45 km/h).
Auch von Unfällen wurde die Bahn nicht verschont: 1880 geschahen 3 Unfälle durch Entgleisung bzw. Zusammenstoß mit einem Todesopfer, ferner wurde ein Schienenbruch verzeichnet.
Die Bahnstrecke diente dem Personenverkehr, der schnellen Beförderung von Arbeitern nach dem Ruhrgebiet, vor allem nach Dortmund, dann natürlich auch dem langsameren Güterverkehr. 1875 verkehrten drei Zugpaare täglich auf der Strecke nach folgendem Fahrplan (ab 30.09.1875):
Von Dortmund nach Coesfeld (Gronau):
Zug I III V
Coesfeld ab 8.25 13.53 21.00
Von (Gronau) Coesfeld nach Dortmund:
Zug II IV VI
Coesfeld ab 6.43 11.36 19.39
Wie viele andere Bahngesellschaften ging auch die Dortmund-Gronau-Enscheder Eisenbahn-Gesellschaft am 01.01.1903 praktisch (mit Gesetzbeschluß vom 08.05.1903 wurde die Gesellschaft faktisch am 01.07.1903 aufgelöst) in das Eigentum der Königlich-Preußischen-Eisenbahn-Verwaltung über. Somit erweiterte sich das preußische Schienennetz um 96,89 km Hauptbahn. Für das Aktienkapital von 30.000.000 Mark wurden Staatsschuldverschreibungen ausgegeben zum Nennbetrag von 60.000.000 Mark. Die Gesamtleistung des Staates betrug 66.647.000 Mark, auf 1 km Bahnlänge angerechnet: 687.363 Mark. Das Grundkapital betrug 32.597.000 Mark, angerechnet auf 1 km Bahnlänge 336.433 Mark. Dem Staat fielen zur freien Verfügung Aktienfonds im Werte von 5.107.225 Mark zu. Die westfälische Privatbahn weigerte sich bis zuletzt standhaft, sich von Preußen verstaatlichen zu lassen. Als staatliche Strecke wäre sie dann 1993 fast von der Bundesbahnkarte verschwunden. Nach einer Aufarbeitung der Strecke scheint die Zukunft der Bahnlinie Dortmund-Gronau-Enschede jedoch gesichert.
Vor 150 Jahren, am 30. September 1875, wurden die Schienenstrecken von Münster und von Dortmund nach Gronau (Westf) eingeweiht und für den Verkehr freigegeben. Die Strecke von Gronau (Westf) nach Enschede folgte am 15. Oktober 1875.
Das Eisenbahnmuseum „Alter Bahnhof Lette“ hat zum Jubiläum eine Ausstellung zu 150 Jahren Eisenbahn in Coesfeld vorbereitet, die am Sonntag, 3. November, um 14:00 Uhr eröffnet wird. Bis 17:00 Uhr können Besucher das Museum besuchen. In der Güterabfertigung warten Modellbahnteile, Häuser und Bahnhöfe, Loks und Wagen, Speisewagengeschirr und andere überzählige Eisenbahnteile auf Interessenten, die sie gegen angemessene Spende erwerben möchten.