Alter
Bahnhof Lette
Eisenbahnmuseum
Eisenbahnmuseum
Prof. Dr. Wolfgang Fiegenbaum, Münster, stellte am 11.01.2025 im Alten Bahnhof Lette (Kr Coesfeld) das neue Buch von P. Dr. Daniel Hörnemann vor:
„Die Dortmund-Gronau-Enscheder Eisenbahngesellschaft. Vom Ruhrgebiet durch das Münsterland in die Niederlande. Die Geschichte einer Privatbahn von ihrer Konzession 1872 bis zur Verstaatlichung 1903“.
820 S. Zahlr. Abb. Format DinA4. Verkaufspreis 99,99€. ISBN 978-3-7597-3535-5. Norderstedt: Books on Demand, 2024.
Die bis heute betriebene Strecke wurde am 30.09.1875 eröffnet. Zunächst präferierte Preußen den Privatbahnbau, während etwa Württemberg, Baden und Bayern sehr früh den Staatsbahnbau vorzogen. Bismarck wollte alle Länderbahnen ins Reich übernehmen, wogegen die Bundesstaaten protestierten. So ging es zunächst in Preußen zur Sache. Bis 1880/85 waren fast alle preußischen Privatbahnen verstaatlicht. Bismarck profitierte auch privat von der Verstaatlichung. Gleichzeitig gab es eine riesige Welle von Privatbahnbauten (Henry Bethel Strousberg), ab 1872 die hier gewürdigte DGEE. Der Wiener Börsenkrach 1873 betraf auch das Deutsche Reich. Die Münster-Enscheder Eisenbahn wurde 1874 zahlungsunfähig und vom preußischen Staat übernommen. Sie wurde gemeinsam mit der DGEE am 30.09.1875 eröffnet. Die DGEE überstand die Krise als Privatbahn ebenso wie die Bismarckschen Verstaatlichungsanstrengungen für weitere dreißig Jahre. In Deutschland gab es um 1900 – einmal abgesehen von einigen hundert Klein- und Lokalbahnen nur noch sehr wenige überregionale Strecken in Privatbesitz. 1903 wurde die Verstaatlichung der preußischen Privatbahnen mit der DGEE und der Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn beendet.
Was bietet das Buch:
Kapitel 1-5 beschreiben den Gründungsprozeß, Geldgeber und Intentionen.
Kapitel 6-13 widmen sich ausgiebig der Infrastruktur (z.B. den 24 Bahnhöfen der Strecke und dem Hafen Dortmund der Bahn).
Kapitel 14 geht auf die Betriebsmittel ein, insbesondere die Dampflokomotiven.
Kapitel 15-30 blicken auf Fahrpläne, Personen- und Güterverkehr, finanzielle Ergebnisse, Arbeiter und Beamte samt der gebotenen Sozialleistungen, Unfälle und Betriebsstörungen sowie wichtige Persönlichkeiten zur Zeit der DGEE.
Kapitel 31 bildet den Abschluß mit der Verstaatlichung und mit einem Ausblick auf die heutige Westmünsterlandbahn in Kapitel 32.
Ich muß festhalten: Diese Texte lassen sich mit ihrer klaren, nachvollziehbaren Sprache ganz ausgezeichnet lesen und sind auch von eisenbahntechnischen Laien sehr gut nachvollziehbar. Ich habe zuhause eine Bibliothek von rund 50.000 Eisenbahntiteln und selten ein so detailliertes und gleichzeitig fundiertes Buch gesehen, das wirklich lebensnah auf alle Aspekte der Zeit unserer Urgroßväter und -mütter eingeht. Das Werk ist beispielgebend für interessante Sachliteratur und gleichzeitig gelang dies bei einer Bahnlinie, über die bisher praktisch nichts erschienen ist. Wenn mich der Autor vorher gefragt hätte, was ich von einem Buch über die DGEE halten würde, hätte ich zu einer Broschüre von 30 Seiten geraten, weil ich nicht angenommen hätte, daß es in Archiven, in den rund 400 verwendeten Literaturquellen viel mehr zum Thema gegeben hätte. Ich habe mich geirrt und gratuliere neidlos zu diesem herausragenden Werk.